Ich setze noch eins drauf, um den vorherigen Beitrag noch zu ergänzen. Das was ich über Spanien und die Preise von Bars aufgeschrieben habe, mag auf das Jahr 1988 zurückgehen, vielleicht auch ein bisschen darüber hinaus, zeitlich gesehen. Aber bis zu drei Jahren vor Einführung des Euros wohnte ich in Düsseldorf, einer reichen Landeshauptstadt unweit der größten Industrieansiedlungen in Deutschland. Die Düsseldorfer Altstadt, obwohl durch den Krieg gar nicht so sehr als Altstadt zu erkennen, hat wohl die größte Kneipendichte in Deutschland. Am Rande der Altstadt gab es eine Pizzeria, die laufend große Bleche aus dem Ofen holte. Ich entschied mich meistens für eine Sück Pizza, keine ganze Pizza, aber auch nicht so klein, ein Rechteck, ein Stück Pizza Cipolla, also mit sehr fein geraspelten Zwiebeln, auf denen der Käse schön grantiniert war. Aufgrund des einfachen Belages war dies eine der günstigsten Pizzastückchen. Köstlich. Da es so lange zurück liegt, weiß ich auch nicht mehr, ob dieses Stück Pizza 2,50 DM oder 3,00 DM gekostet hat, also maximal 1,50 €. Alle 20 Sekunden wurde schon am frühen Abend ein Stück Pizza verkauft. Natürlich nicht ständig alle 20 Sekunden. Vielleicht waren die Zeitabstände zwischenzeitlich etwas größer. Aber in jedem Falle konnte man gut erkennen, dass es hier um Menge mal Preis ging. Aufgrund des guten Preises, lief alles über die Menge. Das kann natürlich nicht für jede Region gelten, aber selbst in Spanien damals galt in mittelgroßen Städten für die Bars: Preis so günstig wie möglich, um eine so große Menge wie möglich zu erreichen. Nach der Einführung des Euros 2002 hat sich dies nicht nur in Deutschland Stück für Stück, also von Jahr zu Jahr, grundlegend veändert. Bei der Restauration muss man heute den Eindruck gewinnen, dass die Besucherzahlen aufgrund der hohen Preise so gering wie möglich sein sollen. Und mal sehen, ob nicht doch jemand, also nicht doch noch einige Kunden mehr, die hohen Preise "berappen" können. Dieses Wort "berappen" gibt es schon lange im deutschen Sprachgebrauch. Es ist wohl angelehnt an die Schweiz, in der ein Rappen so etwas wie damals ein Pfennig oder heute ein Cent ist. Und die Schweiz war schon immer deutlich teurer als der Rest Europas. Durch die hohen Preise der Restauration bleibt diese den einkommensschwachen Kunden, selbst schon den Kunden mit mittleren Einkommen, immer mehr verschlossen. Alles verlagert sich heute auf die Lebensmitteldiscounter, und so ist es bei immer mehr Menschen so, dass die Miete, die Energie bezahlt werden, und der Lebensmittelsmitteleinkauf sich weitgehend auf die Discounter verlagert hat, und wenn es gerade noch so geht, bleibt dann Geld für ein T-Shirt für 10 Euro übrig. Nun, bei den Restaurants ist es wahrscheinlich heute so, dass die Betreiber sich denken, wenn die Preise schön hoch sind, dann ist die Immobilie, die sie vielleicht gekauft haben, auch mehr wert. Nur ist es auch so, dass diese Rechnung meistens nicht aufgeht. Fallen Renovierungs- oder Handwerkerarbeiten bei der Immobilie an, denken sich Handwerker, bei den Preisen, die ein Restaurant verlangt, verlange ich auch deutlich mehr. Und um noch mal ein praktisches Beispiel für die aktuelle Preisentwicklung zu geben: Vor der Corona Zeit kostete eine Pizza in guter Lage, die ich regelmäßig aufsuchte, unter 10 Euro, heute kostet diese Pizza 16,50 Euro. Das ist ja dann wohl eine Preissteigerung um mehr als 65% in wenigen Jahren. Natürlich ist es so, dass dies nicht ewig so weitergehen kann. Die Arbeitslosigkeit ist in Deutschland beträchtlich gestiegen, und Deutschland muss sich wahrscheinlich darauf besinnen, stärker wie vor dem Euro an Menge mal Preis zu denken. Heute sind es leider nur noch die Discounter, die dieses Prinzip aus besseren europäischen Zeiten beibehalten haben. Und natürlich gilt dies auch bei Importen aus Asien.



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