Preise haben eine Lenkungs- und Steuerungsfunktion. Preise senden Signale über die Knappheit. Sinkt ein Preis unter die Kosten, müsste eigentlich die weitere Herstellung gestoppt werden, damit durch eine Verringerung des Angebots der Preis wieder über die Kosten steigen kann. Preise haben auch etwas mit den Präferenzen der Verbraucher zu tun. Selbst wenn Preise weit über den Kosten liegen, gibt es Verbraucher, die durch den Kauf zu einer Gruppe gehören wollen, die wahrgenommen wird als ein Kreis von Leuten, die sich etwas leisten. Das gilt auch für Dienstleistungen. Wenn viele Verbraucher Einkommen auf hohem Niveau hätten, die Einkommensverteilung also ziemlich gleichmäßig auf komfortabler Höhe läge, und die Wirtschaft ausreichend, aber nicht unvernünftig übermäßig mit Geld versorgt ist, könnte bei allen Ausgabemöglichkeiten für die Anbieter eine komfortable Marge über den Kosten enstehen. Da die Einkommensverteilung aber eher ungleichmäßig ist, schon deswegen, weil das Angebot an Arbeitsplätzen knapp ist, gibt es große Unterschiede bei den Margen über Kosten. Und nicht überall gelingt es, bei niedrigen Margen über die Menge zu einer komfortablen Einkommenssituation zu gelangen. Wahrscheinlich deswegen nicht, weil sich im Grunde doch viele Arbeitspätze und damit die für Löhne und Gehälter zur Verfügung stehende Lohnsumme teilen müssen. Wären weniger Menschen bei besseren Gehältern beschäftigt, wäre die Situation noch schlimmer, weil die Lohnersatzleistungen bei Nichtbeschäftigung, die der Staat den Nichtbeschäftigten gewährt, noch unter niedrigen Gehältern zuzüglich der staatlichen Aufstockung, die beantragt werden kann, liegen. Beim öffentlichen Nahverkehr liegen die Preise für das Angebot unter den Kosten der Bereitstellung des Angebots. Trotzdem wurde nach Ansicht einiger Politiker das Angebot nicht stark genug genutzt. Angeboten wird der öffentliche Nahverkehr wahrscheinlich überwiegend aus drei Gründen. Zum einen können gar nicht alle Menschen ein Auto haben, weil die Straßen dann kaum noch benutzbar wären, und es in den Städten auch gar nicht so viele Parkplätze gibt. Ein anderer Grund ist die Umwelt. Ein Bus oder eine Straßenbahn statt 25 oder 55 Autos. Ein dritter Grund ist wahrscheinlich, dass man auch Leuten mit einem nicht so komfortablen Einkommen Mobilität ermöglichen möchte. Gerade auch aus diesem Grund liegen die erzielten Preise unter den Kosten. Das müssen sie wohl auch, denn wenn die Preise so hoch wären wie die Kosten, wäre wahrscheinlich die Fahrt mit dem Auto günstiger. Dies hat sich womöglich nicht einmal mit den in letzter Zeit stark gestiegenen Energiepreisen umgekehrt, wenn auch zugunsten von Bus und Bahn etwas verbessert, weil die Energiekosten dort im Vergleich zum Auto auf deutlich mehr Nutzer umgelegt werden. Wenn jetzt angesichts der aktuellen Energiekostenkrise eine deutliche Verschiebung bei den den Verbrauchern entstehenden Kosten zwischen Benutzung des Autos und Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs durch eine noch höhere Subventionierung des öffentlichen Nahverkehrs und Verbilligung der Fahrpreise eintritt, stellt sich die Frage, ob Autofahrer z.B. bei der Fahrt zur Arbeit jetzt auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen. An dieser Stelle ist der eingangs gegebene Hinweis hilfreich, dass Preise etwas mit der Knappheit zu tun haben (sollten). Denn auch bei einem künstlich festgelegten Preis, der sich nicht vollständig an den Kosten orientiert, kann man den Aspekt der Knappheit nicht vollständig ausblenden. Denn es könnte passieren, dass bei zu starker Subventionierung des Fahrpreises für den öffentlichen Nahverkehr diejenigen, die schon lange vor der geplanten Fahrpreisermäßigung den öffentlichen Nahverkehr treu genutzt hatten, gar keinen Platz mehr im Verkehrsmittel finden, weil ein zu niedriger Preis zu viele potenzielle Fahrgäste anlockt. Der Begriff des "Marktpreises" signalisiert, dass bei marktlich zustandegekommenen Preisen im Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage sich Preise mit den Begebenheiten auch ändern können. Da man nicht weiß, wie viele Fahrgäste es auf einmal gibt, wenn der Preis auf einmal sehr viel deutlich niedriger ist, wäre angebracht, wenn diese zusätzliche Subventionierung vor dem Hintergrund der Energiekostenkrise für drei Monate angedacht ist, den Preis im ersten Monat nicht zu deutlich zu senken, um eine Erfahrung über die Fahrgastzahl bei einem bestimmten Preis zu sammeln. Dann könnte man den Preis so lassen, wenn nahezu Vollauslastung gegeben ist, oder aber in den nächsten Monaten noch einmal senken. Dass eine Erhöhung erforderlich sein könnte, um Angebot und Nachfrage ins Gleichgewicht zu bringen, wünscht sich wohl niemand. Sich bei staatlich festgelegten Preisen völlig vom Gedanken des Marktes abzukoppeln, könnte schief gehen.



zurück zur Startseite