Könnte die Europäische Zentralbank etwas gegen die schlechte Konjunkturentwicklung in Europa machen? Zunächst sind es einmal private Unternehmen, die etwas produzieren und verkaufen oder verkaufen lassen, mit bestimmten Preisforderungen, die an der Höhe der Kosten durch Vorleistungen, der Höhe der Gehälter, der Anzahl der Beschäftigten, den geplanten Investitionen und Ausschüttungen an Beteiligte, die für stabile Preise, etwas Inflation oder ausgeprägte Inflation sorgen. Stimmt der Staat hohen Gehaltsforderungen der im öffentlichen Dienst Beschäftigten zu, dann ist es diese Gruppe, die mit der zur Zeit ausgeprägten Inflation mithalten kann. Die Beschäftigten des Bundes und der Kommunen konnten bereits hohe Gehaltsforderungen durchsetzen. Die Beschäftigten der Länder befinden sich in Verhandlungen und wollen jetzt in den nächsten Tagen streiken. Natürlich kommt so etwas nicht gut an bei den in der Privatwirtschaft Beschäftigten. Denn diese sollen Tag für Tag auch die Produkte für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst bereit stellen - ohne dass die Gesamtbevölkerung sich wünschen würde, dass diese die Versorgungslage durch Streik in Gefahr bringen könnten. Was den öffentlichen Dienst der Länder betrifft, so ist abzusehen, dass die Arbeitgeber der im öffentlichen Dienst Beschäftigten das Kopfschütteln der privat Beschäftigten kennen und den hohen Gehaltsforderungen ihrer Landesbeschäftigten zunächst nicht zustimmen, aber dann nach einer Weile für üppige Gehaltserhöhungen doch grünes Licht geben. Bestimmte Gruppen werden also dann mit der Inflationsentwicklung mithalten können. Über die Möglichkeiten der Europäischen Zentralbank, die Inflation einzudämmen, muss man eigentlich ein wenig traurig werden. Auch in der Vergangenheit ist es schon so gewesen, dass Zentralbanken nicht leugnen konnten, dass sie durch hohe Zinsen die Wirtschaft und die Beschäftigungssituation einfach gebremst haben, um die Inflation herunterzufahren. Das ist eigentlich nicht sehr elegant. Schlimm ist, dass durch hohe Zinsen die Inflation zunächst eigentlich nicht zurückgeht, sondern dass dies erst dann eintritt, wenn immer mehr Verbraucher als Käufer wegbleiben, so dass in den Geschäften die Rechnung Menge x Preis dazu führt, dass die Menge bei zu hohem Preis für die Käufer deutlich kleiner wird, so dass irgendwann doch etwas am Preis gemacht werden muss, damit die Menge wieder steigt. Aber aktuell ist eher zu beobachten, dass Geschäfte einfach schließen, so dass für Verbraucher die Auswahl einfach kleiner wird, und so wird es ja auch durch das Wirtschaftswachstum in realen Größen ausgedrückt, dass einfach die Menge trotz Bevölkerungswachstum sinkt. Der Rückgang des realen BIP pro Einwohner ist wohl auch wahrscheinlich noch größer als der Rückgang des realen BIP insgesamt. Zumindest hat die Europäische Zentralbank die Zinsen zuletzt nicht weiter erhöht. Begründet wird dies damit, dass die Inflation sich bereits abgeschwächt hätte. Man sieht sich also in seiner Zentralbankpolitik bestätigt. Fragen muss man sich allerdings, warum während mehr als einem Jahrzehnt sehr niedriger Zinsen, die Infaltion niedrig war, und die Europäische Zentralbank ihr Inflationsziel von 2% in einem Jahr kaum erreicht hat. Ist die hohe Inflation wirklich dann nur den stark angestiegenen Energiepreisen geschuldet? Im nächsten Beitrag an dieser Stelle werden wir das beleuchten. Denken Sie bis dahin darüber nach.

poum.de 05.11.23



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